Zwei Wochen zwischen Otto-Wels-Haus und Reichstag
Montagmorgen, Wilhelmstraße 68, ein Raum voller Stühle mit einem großen Monitor an der Wand, fast jeder Stuhl ist besetzt, hauptsächlich mit jungen Menschen, die teils nervös und teils gelangweilt auf den Monitor starren: die Hausausweisstelle des Bundestages. Und als ich dort saß und darauf wartete, dass sich die Zahlen auf dem Monitor in Richtung meiner gezogenen Ticketnummer 44 vorarbeiteten, dachte ich darüber nach, was mich nach Erhalt meines Hausausweises in den nächsten zwei Wochen erwarten würde.
Freundlicherweise hatte mir Martina Stamm-Fibich ein Praktikum in ihrem Bundestagsbüro angeboten. Susanne, ihre Mitarbeiterin, hatte vorab bereits ein abwechslungsreiches Programm für mich organisiert. Noch am ersten Tag erhielt ich diverse Materialien wie Pläne und erläuternde Büchlein sowie eine Führung durch den Reichstag und die angrenzenden Gebäude. Diese sollten sich in den folgenden Tagen noch als äußerst nützlich erweisen, sind doch diverse Sitzungssäle über verschiedene Liegenschaften der Bundesregierung verteilt. Wie ich beispielsweise seit der Führung weiß, sind diese zum Teil durch unterirdische Tunnelgänge miteinander verbunden – sehr praktisch in zeitlicher Hinsicht, wenn Veranstaltungen in verschiedenen Räumen unmittelbar aufeinander folgen.
Blick über den Tellerrand
Vom ersten Tag an durfte ich an verschiedensten Veranstaltungen und Sitzungen teilnehmen. Arbeitsgruppen, Ausschüsse und Plenarsitzungen gehörten dabei zu den Regelterminen. Einen interessanten Überblick über die aktuellen und sehr unterschiedlichen Anliegen von MitbürgerInnen konnte ich im Petitionsausschuss erhalten. Besonders interessant waren auch die Sondersitzungen mit öffentlichen Anhörungen - wenn beispielsweise mit Blick auf die Spree vor deutscher und europäischer Flagge verschiedene ExpertInnen von PolitikerInnen vor laufenden Kameras befragt werden. Ein Blick über den Tellerrand war ebenfalls bei den Gesprächsangeboten des PraktikantInnen-Programms der Fraktion möglich. Ein- bis zweimal in der Woche konnten wir dabei zu verschiedenen Themen wie Energieversorgung oder Sportpolitik in den direkten Austausch mit anderen Abgeordneten treten und uns als PraktikantInnen untereinander vernetzen.
Unterstützung bei der täglichen Arbeit im Büro
Zwischen all den Sitzungen und Veranstaltungen konnte ich hier und da auch im Büro unterstützen und die tägliche Arbeit eines/r Abgeordneten und seiner/ihrer Mitarbeitenden kennen lernen. Dazu gehörte unter anderem das Lesen von Pressespiegeln und der Tagesvorschau, das Verfassen von Grußworten, die Recherche zu und Beantwortung von BürgerInnenanfragen und das Entwerfen von Social Media Posts. Spannend fand ich auch die Sondertermine, zum Beispiel ein parlamentarisches Frühstück oder als ich eine politisch interessierte Besuchergruppe aus Frau Stamm-Fibichs Wahlkreis in Berlin begleiten durfte.
Für mich hat das Berliner Regierungsviertel nach wie vor etwas ganz Besonderes – selbst die Kantinen sind beeindruckend und so manches Gebäude erinnert an eine moderne Version des Zaubereiministeriums in Harry Potter. Nach zwei Wochen legte ich meinen Hausausweis daher etwas wehmütig an der Pforte in den Schieber unter der Glasscheibe - fühlte ich mich doch schon recht heimisch im Büro mit Frau Stamm-Fibich, Susanne, Kathrin, Jonas und Hanno und hatte ich doch das Gefühl, gerade erst so richtig einsteigen zu können. Ich nehme viel mehr als nur ein besseres Verständnis für politische Abläufe und den Alltag eines/r Abgeordneten mit und danke euch allen für die wunderbare, spannende und lehrreiche Zeit!