Volkskrankheit Depression: Wir müssen reden!
01-10-2018 Depression ist noch immer eine tabuisierte Krankheit. Die Symptome einer Depression sind vielfältig. Deshalb wird die Erkrankung oft erst spät erkannt. Niedergeschlagenheit, psychische Erschöpfung und Hoffnungslosigkeit werden häufig auf eigene Schwäche und Versagen zurückgeführt. Es dauert deshalb oft sehr lange bevor Betroffene sich Hilfe von außen holen. Depressive Erkrankungen zählen zu den häufigsten Krankheiten in Deutschland. Die Zahl, der an einer Depression Erkrankten steigt stetig. Die Gründe dafür sind unter anderem die sich schnell verändernde Arbeits- und Lebenswelt sowie zunehmende Verschmelzung von Arbeit und Freizeit durch die Digitalisierung. Permanente Erreichbarkeit, schnelles Abrufen von beruflichen Emails auf dem Handy, Erwartungen an Flexibilität als Arbeitnehmer und steigender Leistungsdruck können krank machen.
Elf Prozent der deutschen Bevölkerung leidet
laut European Depression Association (EDA) zumindest einmal im Leben an einer depressiven Erkrankung. Weltweit sind es sogar ca. 250 Millionen Menschen. Dabei sind Frauen im Vergleich zu Männern etwa doppelt so häufig betroffen. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird die Depression bis zum Jahr 2020 die weltweit zweithäufigste Volkskrankheit sein. Unter einer Depression leidet meist nicht nur der Erkrankte, sondern auch sein familiäres Umfeld.
Jedoch erhält nicht jeder Betroffene optimalen Zugang zu Hilfe: Die durchschnittliche Dauer bis zum Therapieplatz dauert drei bis sechs Monate –
laut einer Studie der Bundes Psychotherapeuten Kammer (BPtK). Dabei sind depressive Erkrankungen besonders im Frühstadium gut behandelbar. Arzneimittel und effiziente individuelle Therapie können Betroffenen helfen wieder ins Leben zurückzufinden. Das ist umso wichtiger, da angenommen wird, dass der größte Anteil an Suiziden mit Depression zusammenhängt. Es ist wichtig, dass von Depression Betroffene sowie deren Angehörige ernst genommen werden und ihnen schnell Hilfe durch Dritte zu Teil wird. Außerdem ist das Thema Depression vor dem Hintergrund hoher Kosten für sowohl Gesundheits- als auch Sozialsysteme durch Arbeitsausfall, Frühverrentung von großer Bedeutung.
Als Patientenbeauftragte der SPD-Bundestagsfraktion sehe ich vor allem in zwei Bereichen Handlungsbedarf: Zum einen muss die flächendeckende, ambulante und sektorenübergreifende Therapieversorgung samt Qualitätssicherung ausgebaut werden. Zum anderen müssen wir mehr in den Bereich Prävention investieren. Beispielsweise durch Prävention am Arbeitsplatz kann Depressionen vorgebeugt werden.
Hilfe-Angebote:
Überregionale Krisentelefone (rund um die Uhr erreichbar)
Tel. 0800 / 11 10 111
Tel. 0800 / 11 10 222
www.telefonseelsorge.de
Beratungs-Hotline der Robert-Enke-Stiftung
Tel. 0241 / 80 36 777 (Mo bis Fr: 09:00 - 12:00 Uhr und 13:00 - 16:00 Uhr)
Info-Telefon Depression
Tel. 0800 / 33 44 533 (Mo, Di, Do: 13:00 – 17:00 Uhr und Mi, Fr: 08:30 – 12:30 Uhr)