Ganz neue Einblicke
Zwei intensive Wochen als Praktikantin bei Martina Stamm-Fibich sind nun vorbei, und ich werde sie sicherlich nicht vergessen. Während dieser Zeit begleitete ich Martina zu zahlreichen Sitzungen zu Petitions- und Gesundheitsthemen und erlebte einige Highlights. Zum einen beim Besuch des Schlosses Bellevue über das Praktikant:innenprogramm. Zum anderen stieß ich an meine Grenzen, als es darum ging, die verschiedenen Gebäude zu finden. Mein Kollege Hanno konnte sich berechtigterweise ein Lachen darüber nicht verkneifen, und so trug ich zur Erheiterung von Martinas Team bei!
Für mich als Naturwissenschaftlerin war es aufregend, einen Blick hinter die Kulissen der deutschen Politik zu werfen, obwohl ich politisch nicht bewandert bin. Die Erfahrung begann mit einer Petitionssitzung, bei der Petent:innen ihren Frust gegenüber Abgeordneten aus allen Parteien äußerten. Ich erkannte dabei, dass in einem Land, in dem Meinungsfreiheit ein hohes Gut ist, jeder seine Sorgen äußern darf, vorausgesetzt, er bleibt fair, respektvoll und offen. Schon am ersten Tag wurde mir deutlich, dass beim Suchen nach Lösungen, beim Ringen nach Kompromissen, beim Zuhören der Sorgen der Bürger:innen viel Geduld, Empathie und Energie erfordert wird. Dies gilt insbesondere für medizinische Fragen, wie ich in einer Gesundheitssitzung mit dem RKI-Präsidenten Prof. Dr. Lars Schaade und dem Präsidenten des Paul-Ehrlich Instituts Prof. Dr. Klaus Cichutek erlebte. Es wurde über die Infektionslage in Deutschland, die dritte Corona-Impfung und HIV/STD-Aufklärungskampagnen diskutiert. Hier erfuhr ich, dass Politiker:innen nicht unbedingt Expert:innen sein müssen und nur die Rahmenbedingungen setzen, aber sie sollten den Anspruch haben, wissenschaftliche Informationen und Fakten zu verstehen und zu akzeptieren. Leider erfüllen nicht alle Abgeordneten diesen Anspruch, aber es war beeindruckend zu sehen, wie souverän Herr Cichutek falsche Aussagen korrigierte.
Viele Termine
Neben dem Bundestag begleitete ich Martina zu verschiedenen Talkrunden, wie zum Beispiel zum Thema "Versorgungsstruktur von chronisch Erkrankten". Ich saß im Publikum während ihrer Podiumsdiskussion und hörte einer älteren Dame zu, die unter Tränen von ihrer chronischen Erkrankung und der bürokratischen Belastung berichtete. Hier wurde mir klar, wie wichtig der Dialog ist, wie wichtig es ist, Probleme zu diskutieren, zu differenzieren und auf Fehler hinzuweisen, denn Politiker:innen sind auch nur Menschen und keine Übermenschen. Ich durfte auch an der 34. Berliner Gesundheitsrunde zum Thema "Deutschlands Rolle in Global Health" teilnehmen. Die Diskussion über Probleme in der globalen Gesundheitspolitik, wie knappe Wasserressourcen oder ineffiziente finanzielle Investitionen, war faszinierend. Ich lernte auch Dr. Ursula Schäfer-Preuss und Tina Rudolph kennen, die mir sehr in Erinnerung bleiben werden. Neben der globalen Gesundheitspolitik nahm ich außerdem an der Tagesspiegel-Veranstaltung "Global Women's Health, Empowerment & Gender Equity" teil, ein Thema, das mir sehr am Herzen liegt. Hier wurde betont, dass mehr Fokus auf die weibliche Gesundheit und Bildung gelegt werden muss, um sozial benachteiligten Frauen die Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen.
Alles in allem waren es zwei intensive und äußerst spannende Wochen. Ich danke Martina, Jonas, Hanno und Susanne herzlich, dass sie mir diese wertvolle Erfahrung ermöglicht haben. Es war eine ungewöhnliche Erfahrung für mich als Doktorandin, die jedoch meinen Horizont erweitert hat. Es wurde deutlich, wie wichtig die Gesundheit aller Menschen, unabhängig von Geschlecht, finanzieller Lage und sozialer Herkunft, ist. Ich weiß nicht, wie meine berufliche Zukunft aussehen wird, aber ich weiß ganz genau, dass ich meine Leidenschaft für Sozialpolitik und Naturwissenschaft miteinander verbinden werde.
Nachdem ich sogar die Orientierung in der Berliner Regierungs-Infrastruktur gemeistert habe, kann das ja gar nicht so schwer sein, oder? ;)