Vier Wochen im Herzen unserer Demokratie
Der Bundestag ist das einzig direkt vom Volk gewählte Verfassungsorgan und steht damit im Mittelpunkt unserer repräsentativen Demokratie. Als zentrales Organ der politischen Willensbildung fallen hier Entscheidungen, die unserer aller Leben auf den nächsten Tag verändern können. Im Rahmen meines vierwöchigen Praktikums konnte ich einen Blick hinter die Kulissen des Arbeitsparlament Bundestag werfen und selbst daran Anteil nehmen.
Denkt man an den Deutschen Bundestag, verbindet man damit zumeist die uns allzu gut bekannten Bilder und Videoausschnitte aus den Parlamentsdebatten im Reichstagsgebäude. Bei näherem Hinsehen zeigte sich mir allerdings, wie sich die Arbeit der Abgeordneten und nicht zuletzt ihrer MitarbeiterInnen über die mehreren Liegenschaften und die verschiedenen Ebenen, Parlament, Fraktion, Ausschuss, AG und Bürgergespräch verteilt. Schnell waren jedoch die anfänglichen Orientierungsschwierigkeiten gerade in den unterirdischen Verbindungsgängen zwischen den Gebäudekomplexen überwunden und mein Praktikum konnte richtig starten.
Alltag im Abgeordnetenbüro
Meine tägliche Arbeit im Abgeordnetenbüro im Otto-Wels-Haus war sehr abwechslungsreich und mir wurde es ermöglicht, aktiv mitzuarbeiten. Meine Aufgaben bestanden unter anderem darin, thematische Hintergrundrecherchen durchzuführen, Ausschusssitzungen vor- und nachzubearbeiten, Social-Media Beiträge zu erstellen, Artikel für die Homepage und den Newsletter zu verfassen sowie Bürgeranfragen zu beantworten.
Im Rahmen dieser Tätigkeit besuchte ich die verschiedensten Veranstaltungen und Sitzungen. Besonders spannend war es, auf der Besuchertribüne im Reichstag die Plenardebatten hautnah mitzuerleben und im Gesundheitsausschuss im Paul-Löbe-Haus sowie in der Arbeitsgruppe die Beratungen zu kommenden Gesetzesinitiativen zu verfolgen.
Öffentliche Anhörung im Petitionsausschuss
Weitere Highlights waren die öffentliche Anhörung im Petitionsausschuss zur Stärkung der Bundesfreiwilligendienste, die von großer medialer Aufmerksamkeit begleitet wurde, und die Aufführung des Films „Freedom on Fire: Ukraine's Fight for Freedom“ im Bundestag. Dieser sehr sehenswerte Film schildert auf eindrucksvolle Weise die Anfänge der russischen Invasion in der Ukraine im Jahr 2022 aus der Sicht ukrainischer BürgerInnen und bewegte angesichts der gezeigten Schrecken des Kriegs alle Anwesenden spürbar.
Das Praktikantenprogramm der SPD Bundestagsfraktion
Außerdem nahm ich an den mehrmals wöchentlich stattfindenden Veranstaltungen des Praktikantenprogramms teil. Dazu gehörte unter anderem der Besuch des Berliner Abgeordnetenhauses sowie der direkte Austausch mit anderen Abgeordneten und Interessensvertretern.
Besonders aufschlussreich war für mich die Diskussionsrunde mit dem scheidenden Schweizer Botschafter, Dr. Seger, der uns einen Überblick über die Einbettung der Schweiz in die europäische Gemeinschaft und die Krisendiplomatie der Vereinten Nationen gab. Gleiches gilt für das Gespräch mit Rasha Nasr, der frisch gewählten migrationspolitischen Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion. Ihre Schilderungen zum Kampf gegen die politische Rechte, deren Hass und Hetze gerade sie immer wieder ausgesetzt ist, haben mich sehr beindruckt.
Neben den zahlreichen Veranstaltungen bot das Praktikantenprogramm mir die Möglichkeit, sich mit den anderen Praktikanten aus ganz Deutschland zu vernetzen. Erstaunlich schnell bildeten wir eine Gemeinschaft, die sich auch neben dem Praktikum immer wieder für gemeinsame Aktivitäten zusammenfand und ihr freundschaftliches Bestehen über das Ende des Praktikums hinaus weiter pflegt.
Zum Schluss dieses Berichts möchte ich vor allem Martina aber auch dem ganzen Berlin-Team rund um Susanne und Hanno danken. Meine vier Wochen im Bundestag waren voller neuer Eindrücke und Erfahrungen und ich habe sehr wehmütig meine Heimreise angetreten. Vielen Dank für diese Zeit, die mir in Erinnerung bleiben wird und leider viel zu schnell vergangen ist.
Christoph Seiler