Impfungen wirken
28-04-2017 - In der Woche vom 24. April findet zum zwölften Mal die Europäische Impfwoche statt. Ziel dieser jährlich von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) durchgeführten Aktionswoche ist es in allen EU-Staaten über die zentrale Bedeutung von Impfungen zur Vermeidung von Infektionskrankheiten zu informieren und die Menschen zu motivieren sich impfen zu lassen.
In diesem Jahr ist das Motto „Impfungen wirken". Damit werden die Notwendigkeit und die Vorteile von Impfungen in jeder Lebensphase aufgezeigt. Impfungen zählen zu den wichtigsten und wirksamsten präventiven Maßnahmen der Medizin – vom Säuglingsalter bis ins hohe Erwachsenenalter. Mit hohen Impfquoten können Krankheitserreger regional wirksam eingedämmt und ausgerottet werden. Krankheiten wie die Kinderlähmung wurden so in Deutschland praktisch eliminiert. Es werden auch diejenigen geschützt, die wegen einer Grunderkrankung oder ihres zu jungen Alters nicht oder noch nicht selbst geimpft werden können. Um Krankheiten wirksam zu bekämpfen, ist eine Durchimpfungsrate von 95 Prozent nötig.
Das Ziel der Bundesregierung, diese Quote zu erreichen, halte ich für wichtig und richtig. Diese Zielvorgabe wird von Deutschland jedoch nicht für alle Krankheiten erreicht. Das zeigt der aktuelle Anstieg der Masernfälle im Jahr 2017.
Impflücken führen zu Anstieg der Masernfälle
Bereits im ersten Quartal 2017 gab es mehr Masernfälle als im gesamten Jahr 2016. Das Beispiel Masern zeigt, dass eine Impfung häufig zu spät oder unzureichend erfolgt. Nur knapp 74 Prozent des Geburtsjahrgangs 2013 waren am Ende ihres zweiten Lebensjahres gemäß der Empfehlung der Ständigen Impfkommission zweimal gegen Masern geimpft. Dies hat zur Folge, dass bei rund 180.000 Zweijährigen in Deutschland unklar ist, ob ein ausreichender Schutz gegen Masern besteht. Die Zahl der Schulanfänger, die im Jahr 2015 die zweite Masern-Impfung erhalten hatten, lag bei rund 93 Prozent.
Die nötige Durchimpfungsrate von 95 Prozent wird nicht erreicht. Die neue interaktive Vac-Map des Robert-Koch-Instituts macht die Masernimpfquoten in den einzelnen Regionen Deutschlands für die Gesamtbevölkerung deutlich (
http://www.vacmap.de/).
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) richtet sich mit ihrer Kampagne gezielt an Eltern und nach 1970 geborene Erwachsene. Sie sollen ihren Impfschutz überprüfen lassen. Sollte der Impfstatus unklar sein, keine oder aber nur die erste der beiden Masern-Impfungen vorliegen, empfiehlt die Ständige Impfkommission am Robert-Koch-Institut den Betroffenen eine Auffrischung.
Aufklärung statt Impfpflicht
Über das Ziel einer hohen Durchimpfungsrate besteht ein gesellschaftlicher und überparteilicher Konsens. Ich lehne aber gesetzliche Impfpflicht ab. Der Weg, die Menschen zu überzeugen, ist schwieriger als sie durch gesetzliche Vorgaben zu verpflichten. Es ist allerdings wichtig, dass jeder selbst und frei entscheiden kann.
Eine Impfpflicht ist für mich nur in Fällen von Krankheiten mit einer sehr hohen Sterblichkeitsrate vorstellbar. Es ist bereits heute möglich, eine Impfpflicht per Rechtsverordnung umzusetzen, wenn die epidemische Ausbreitung einer Krankheit droht.
Ich setze auf Aufklärung. Die „Europäische Impfwoche" leistet jedes Jahr einen Beitrag dazu, dass sich Menschen Gedanken über ihren eigenen Impfstatus sowie den ihrer Kinder machen. Die Aktionswoche macht auf die Vorteile von Impfungen aufmerksam und hilft die Menschen für dieses wichtige Thema zu sensibilisieren.