DAK-Studie: Armut, Bildung und Gesundheit hängen zusammen
30-08-2018 Der am 28.08.2018 vorgestellte Kinder- und Jugendreport 2018 der Krankenkasse
DAK-Gesundheit zeigt erneut einen deutlichen Zusammenhang zwischen Armut, Bildung und Gesundheit auf. So ist das Risiko einer chronischen Erkrankung für Kinder von Eltern ohne oder mit niedrigem Bildungsabschluss deutlich erhöht, das Risiko für Fettleibigkeit sogar um 247 Prozent. Der Bericht basiert auf den Abrechnungsdaten von etwa 600.000 im Jahr 2016 bei der Krankenkasse versicherten Kindern- und Jugendlichen sowie 430.000 Eltern.
„Der Bericht zeigt ganz deutlich, dass auch Gesundheit eine soziale Frage ist. Ich frage mich, wie viele solcher Berichte noch erscheinen müssen, bis die Gegner gesunder Ernährung endlich damit aufhören, vernünftige und einfache Lösungen wie die Nährwert-Ampel zu bekämpfen. Es ist doch offensichtlich, dass wir gerade sowieso schon benachteiligten Kindern- und Jugendlichen und ihren Eltern leicht verständliche Informationen darüber an die Hand geben müssen, welche Lebensmittel gesund sind und welche nicht. Unser Koalitionspartner muss da gegenüber der Industrie selbstbewusster werden“, erklärt die Patientenbeauftragte der
SPD-Bundestagsfraktion und Berichterstatterin für Kinder- und Jugendgesundheit, Martina Stamm-Fibich.
Hintergrund:
Laut Studie sind die häufigsten Erkrankungen im Kindesalter Atemwegserkrankungen. 57 Prozent aller Jungen und Mädchen hatte beispielsweise eine Erkältung oder Bronchitis. Ebenfalls sehr häufig sind Infektionskrankheiten (37 Prozent), Augenerkrankungen (30 Prozent), psychische Leiden (26 Prozent) und Hauterkrankungen (25 Prozent).
Von 1.000 Kindern bildungsarmer Eltern leiden 52 unter krankhaftem Übergewicht. Bei Akademikerkindern sind es hingegen nur 15 von 1.000 Kindern. Auch von Karies sind Kinder von Eltern mit niedrigem Bildungsniveau deutlich häufiger betroffen, nämlich 2,8-mal so häufig wie Kinder von Akademikern. Von Entwicklungsstörungen wie Sprach- und Sprechproblemen sind Kinder von Eltern ohne Ausbildungsabschluss 45 Prozent häufiger betroffen. Ähnliches gilt für Verhaltensstörungen wie der Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) mit einem Unterschied von 44 Prozent.
Die Studie zeigt außerdem den Einfluss des sozioökonomischen Familienhintergrundes auf die Art der Gesundheitsversorgung auf. Kinder bildungsarmer Eltern haben bis zu 68 Prozent mehr Krankenhausaufenthalte und bekommen bis zu 43 Prozent mehr Arzneimittel verschrieben als Kinder von Eltern mit hohem Bildungsabschluss. Betont wird zudem, dass der Bildungsgrad deutlich größere Auswirkungen auf die Kindergesundheit als zum Beispiel das Einkommensniveau hat. Formaler Bildungsgrad und Einkommensniveau hängen allerdings ebenfalls statistisch voneinander ab.
63 Prozent aller Todesfälle weltweit gehen auf nicht-übertragbare, chronische Erkrankungen wie Diabetes, Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurück. Auch in Deutschland nehmen gesundheitliche Risiken und Krankheiten wie Übergewicht, Fettleibigkeit und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu und belasten dauerhaft finanziell das Gesundheitssystem. Besonders besorgniserregend sind diese Entwicklungen bei jungen Menschen. Häufig sind Kinder aus bildungs- und einkommensschwachen Familien von Fehlernährung betroffen. Jedes zweite stark übergewichtige Kind hat bereits eine Folgeerkrankung wie Bluthochdruck, Gefäßerkrankungen, Vorstufen von Diabetes oder orthopädische Erkrankungen.
Der DAK-Kinder- und Jugendreport 2018 steht hier zum Download bereit:
https://www.dak.de/dak/download/kinder--und-jugendreport-2004290.pdf