Das Aus der Ampel und ich mittendrin
Krisengipfel im Kanzleramt, Finanzminister gefeuert, Regierung zerbrochen, Neuwahl verkündet und mein Praktikum hat gerade erst begonnen. Die Ampel war Geschichte. Die kommenden sechs Wochen meines Praktikums versprachen besonders ereignisreich und herausfordernd zu werden.
Auch in Zeiten der Unsicherheit und des Umbruchs muss politische Arbeit weitergehen. Ich konnte hautnah miterleben, wie auf die aktuellen Entwicklungen reagiert wurde. Anstatt sich entmutigen zu lassen, wurde beständig weiter nach Lösungen gesucht. Es hat mich jedoch auch überrascht, wie häufig machtpolitische Spielchen anderer Parteien zu beobachten waren. Das hat mich oft nachdenklich gestimmt. Besonders schockiert hat mich die Erkenntnis, dass der Bruch der Regierung von der FDP gezielt geplant und herbeigeführt worden war. Die Blockade, mit der die Union auf die neuen politischen Verhältnisse reagierte und der Umsetzung vieler noch anstehender politischer Vorhaben entgegenstand, war für mich ebenso schwierig nachzuvollziehen. Über dem Haupteingang des Reichstages steht „Dem deutschen Volke“. Ich würde mir wünschen, dass sich auch diese Politiker*innen diesen Leitgedanken für ihre politische Arbeit öfter in Erinnerung rufen und ihre Politik wieder vermehrt im Interesse der Bürgerinnen und Bürger gestalten.
Besuch beim Tagesspiegel
Direkt in meiner ersten Praktikumswoche hat mich Martina zu einem Paneltalk mit anschließendem Get-Together beim Tagesspiegel mitgenommen. Dazu wurde sie im Rahmen der Future Medicine Innovation Days eingeladen. Es war für mich eine aufregende und ganz neue Erfahrung live bei einer Podiumsdiskussion dabei zu sein und mich im Anschluss auch mit den eingeladenen Gästen unterhalten zu können. Spannend war es auch, Martina zu verschiedenen Arbeitsgruppen und Ausschusssitzungen des Gesundheitsausschusses sowie des Petitionsausschusses zu begleiten. Auch an öffentlichen Anhörungen, Berichterstattungsgesprächen und Plenumsdebatten konnte ich teilnehmen. All diese Veranstaltungen verdeutlichten mir die Komplexität und Vielschichtigkeit politischer Arbeit. Besonders in Erinnerung geblieben sind mir zwei Plenumsdebatten: eine hoch emotional geführte Debatte über einen Gesetzesentwurf zur Neuregelung des Schwangerschaftsabbruchs sowie eine kontroverse und emotionale Debatte über das Einführen der Widerspruchsregelung bei der Organspende. Beide Auseinandersetzungen betrafen sehr sensible Themen, bei denen die vertretenen Meinungen stark mit den eigenen Werten sowie denen der jeweiligen Parteien verknüpft waren.
Live bei der Vertrauensfrage
Der Montag in meiner letzten Praktikumswoche stellte ein besonderes Highlight dar. Am 16.12.2024 stellte Olaf Scholz die Vertrauensfrage im Bundestag – ein Ereignis, das in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland bisher nur fünf Mal vorkam. Artikel 68 unseres Grundgesetzes, der dieses Vorgehen ermöglicht, ist ein wichtiger Bestandteil unsere Demokratie. Das Plenum habe ich selten so voll gesehen und auch die Flure, auf denen sich die Medien versammelten, waren total überlaufen. Es war einer dieser Tage, dessen Eindrücke wohl noch lange nachhallen werden.
Unterstützung im Büro
Ich hatte jedoch nicht nur die Gelegenheit, das politische Geschehen zu beobachten, sondern durfte im Büro auch eigenständig Aufgaben übernehmen und damit Martinas Team etwas unterstützen. So bearbeitete ich unter anderem Bürgeranliegen. Dafür musste ich mich zunächst in verschiedene politische Themen einarbeiten, wie etwa die wirtschaftliche Lage des Mittelstands, den Schutz der LGBTIQ*-Community und die Verträge in der Wissenschaft. Es war interessant zu sehen, mit welchen unterschiedlichen Anliegen sich die Bürgerinnen und Bürger an Martinas Büro wenden. Ich schätze es sehr, dass wir in unserer Gesellschaft die Möglichkeit haben, auf so unkomplizierte Weise mit Abgeordneten in Kontakt zu treten. Besonders spannend war für mich auch eine Recherche zu einem möglichen AfD-Parteiverbotsverfahren. Bisher bin ich immer davon ausgegangen, dass ein Parteiverbot in einer Demokratie nicht durchsetzbar sei. In Wirklichkeit jedoch ist ein solches Verfahren ein charakteristisches Merkmal einer wehrhaften Demokratie.
Inspirierende Erfahrung
Mein Praktikum bei Martina war eine unglaublich inspirierende Erfahrung. Ich habe nicht nur einen tiefen Einblick in die politische Arbeit im Deutschen Bundestag erhalten, sondern auch ein besseres Verständnis für die Herausforderungen, die die Arbeit in der Politik mit sich bringt, entwickelt. Ich möchte mich an dieser Stelle auch bei Hanno, Jonas und Susanne bedanken. Sie fanden stets Zeit für Erklärungen und Gespräche, die mir halfen, die politischen Prozesse besser zu verstehen. Es hat mich beeindruckt, wie engagiert Martina und ihr ganzes Team zusammenarbeitet, mit welcher Energie sie ihre Meinungen vertritt und sich täglich für uns Bürgerinnen und Bürger einsetzt.
Ich danke Martina, Hanno, Jonas und Susanne für die tolle Zeit, für die wertvollen Einblicke und das Vertrauen, das sie mir entgegengebracht haben. Mir wurde einmal mehr deutlich, wie wichtig es ist, sich mit Engagement und Hingabe für eine Sache einzusetzen – insbesondere für den Erhalt unserer Demokratie.