Cannabis-Legalisierung: öffentliche Beratung und Anhörung im Parlament
06-07-2018 Die Debatte um die Cannabis-Legalisierung wird oft sehr emotional geführt. Sachliche Argumente, die für eine Legalisierung sprechen, treten dabei gegenüber Gefühlen leider häufig in den Hintergrund. Das zeigte sich auch bei der öffentlichen Beratung einer Petition des
Deutschen Hanfverbandes und der öffentlichen Anhörung zu zwei Gesetzesentwürfen im Gesundheitsausschuss.
Modellprojekte mit wissenschaftlicher Begleitung könnten ein Weg sein, die Debatte um die Legalisierung von Cannabis als Genussmittel zu versachlichen. Darüber müssen wir auch in der Koalition ernsthaft reden. Denn die derzeitige Cannabis-Politik verhindert wirkungsvolle Präventionsarbeit und Verbraucherschutz. Für mich als Gesundheitspolitikerin geht es in erster Linie darum, Cannabis-Konsumentinnen und Konsumenten vor Gesundheitsgefahren zu schützen.
Cannabis-Konsum gehört heute wie Alkohol-Konsum auch zur Lebensrealität in unserer Gesellschaft. Der Konsum von Cannabis lässt sich praktisch genauso wenig verhindern wie der von Alkohol. Im Gegensatz zu Alkohol ist es aufgrund der Verbots-Politik bei Cannabis aber derzeit weder möglich, Qualität und Wirkstoffgehalt zu kontrollieren, noch lässt sich ein vernünftiger Jugendschutz gewährleisten.
Hintergrund: Cannabis-Konsum nimmt vor allem bei jungen Menschen zu
Die Drogenaffinitätsstudie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) von 2015 sowie des Epidemiologischen Suchtsurveys von 2015 belegen, dass insbesondere junge Menschen häufiger Cannabis konsumieren. Sie sind es deshalb auch, die besonders unter den Folgen der Verbots-Politik leiden. Laut Studie haben 35,5 Prozent der 18- bis 25-Jährigen in ihrem Leben mindestens einmal Cannabis konsumiert (Lebenszeitprävalenz). Dieser Wert ist für die letzten zehn Jahre relativ stabil.
Allerdings lässt sich in dieser Altersgruppe gleichzeitig eine deutliche Zunahme derjenigen feststellen, die innerhalb der letzten 30 Tage Cannabis konsumiert haben (30-Tage-Prävalenz). 2008 waren es 4,5 %, 2015 6,3 %. In der Altersgruppe der 12- bis 17-Jährigen ist die 30-Tage-Prävalenz auf niedrigem Niveau (2 bis 3 %) stabil geblieben, während der Anteil derer, die bereits einmal in ihrem Leben Cannabis konsumiert haben seit 2010 angestiegen ist.
Bei steigender Lebenszeitprävalenz steigt innerhalb der gesamten erwachsenen Bevölkerung die Lebenszeitprävalenz naturgemäß an. Laut Daten des Epidemiologischen Suchtsurveys 2015 bewegt sich die 30-Tage-Prävalenz – die für aus meiner Sicht für Bewertung ausschlaggebend ist - in der erwachsenen Bevölkerung recht stabil auf einem niedrigen Niveau zwischen 3 und 4 %.
Mehr Informationen:
Videoaufzeichnung der öffentlichen Anhörung im Gesundheitsausschuss:
https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2016/kw11-pa-gesundheit-cannabis/412280
Videoaufzeichnung der öffentlichen Beratung im Petitionsausschuss:
https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2018/kw24-pa-petitionen/558040